Mit der DS von Citroën,
der "Göttin", in Frankreich unterwegs: Mit
meiner DSpécial von 1970
auf den Spuren der früheren Ferienstraße "Route Nationale 7" von Paris nach
Menton.
So ist es gelaufen:
Fotoalbum (Klick auf
Bilderleiste)

Vorbemerkung
Sommerzeit, Urlaubszeit, Reisezeit
Alle Jahre wieder zieht es die Menschen zur Urlaubszeit in den
Süden, in die Sonne, ans Meer. Die Erfindung und massenhafte
Verbreitung des Automobils eröffnete selbst den kleinen Leuten die
Möglichkeit, für einen erschwinglichen Preis ihr Urlaubsziel, wann und
auf welchem Wege auch immer, individuell zu erreichen. Auch mit dem
Gepäck musste man sich nicht so stark beschränken wie in anderen
Verkehrsmitteln, notfalls kamen auch noch Koffer auf den
Dachgepäckträger. Die ganze Familie konnte im Auto Platz finden, Pausen
wurden nach Belieben eingelegt und am Urlaubsort war man auch mobil.
Mit einem Wort: ein Stück individuelle Freiheit war da!
Robert Otzen, der Vorsitzende
des "Vereins zum Bau einer
"Schnellverkehrsstrecke" von Hamburg über Frankfurt nach Basel",
kurz HaFraBa genannt, prägte
1929 den Begriff "Autobahn" – analog zu "Eisenbahn". Konrad Adenauer, der damals noch
Bürgermeister von Köln war,
eröffnete
am 6. August 1932 die erste deutsche Autobahn, sie verband die beiden
Großstädte Köln und Bonn. Es war also nicht Hitler, der die Autobahn
erfunden hat. Allerdings hat erden Ausbau der
Autobahnen in
Deutschland aus
politischen Gründen stark vorangetrieben. Vierspurig
sollten sie sein, mit Mittelstreifen und ohne Gegenverkehr. Auf dem
Foto
rechts sieht man ein Stück der deutschen Autobahn 1943 mit zwei
KdF-Wagen VW Käfer Cabriolet (Foto: WikiMedia).
Vom Ausbau der Autobahnen
profitierten auch die Urlauber, die jetzt
schneller, z.B. mit ihrem VW
Käfer ans Urlaubsziel kamen.
Hier der VW Käfer meiner
Eltern im Jahre 1962 (Bild rechts), mit dem wir im Sommer bis an den
800 km entfernten Bodensee fuhren. Davor wurde diese Strecke von
meiner Familie sogar
schon im kleinen GOGGOMOBIL
mit einem Hubraum von 247 cm³ und 10,0 kW (13,6 PS), sowie einer
Höchstgeschwindigkeit von 74 km/h zurückgelegt (Bild unten)!
Da die Autobahnen mit öffentlichen
Geldern, also Steuergeldern gebaut wurden, war es für die Leute
selbstverständlich, dass sie kostenfrei von allen genutzt werden
konnten und Mautgebühren oder Ähnliches nicht erhoben wurden.
Noch heute haben die deutschen Autobahnen in der ganzen
Welt den Ruf,
dass sie gut ausgebaut seien und dass es keine Tempolimits gäbe, auch
wenn dies nur selten der Wahrheit entspricht. Einige
Reiseveranstalter haben sich darauf spezialisiert, die Autobahn als
Rennstrecke zu vermarkten. Es gibt viele – vor allem asiatische und
amerikanische – Millionäre, die nach Deutschland kommen nur um eines
der deutschen Luxusautos wie Mercedes, BMW, Audi und Porsche zu mieten
und damit ein paar Tage quer durch das Land über die Autobahn zu rasen.
Die negativen Folgen und Probleme des massenhaften
Individualverkehrs wurden erst spät sichtbar, besonders seit die Zahl
der zugelassenen PKW sprunghaft anstieg, parallel zu immer mehr
Güterverkehr auf der Straße mit immer größeren und schwereren LKW.
Inzwischen sind die meisten Streckenabschnitte der deutschen Autobahnen
in desolatem Zustand. Der ADAC berichtet, dass der deutsche Staat von
den Autofahrern an Kfz-Steuer, Mineralölsteuer und Maut jährlich ca. 53
Milliarden Euro einnehme, aber nur ca. 19 Milliarden Euro für den
Erhalt und den Ausbau der Straßen ausgebe. Knapp zwei Drittel würden
also im allgemeinen Staatshaushaltversickern, da die Einnahmen nicht
zweckgebunden seien
. Der VCD z.B., der sich selbst "der ökologische Verkehrsclub" nennt,
rechnet allerdings anders und bezieht auch Kosten durch Unfälle,
Emissionen, Lärm und Flächenverbrauch mit ein. Wie dem auch sei,
Tatsache ist jedenfalls, dass das Fahren auf deutschen Straßen,
besonders aber auf Autobahnen, nur noch selten Freude bereitet.
Baustelle reiht sich an Baustelle, dazwischen marode Straßen und
überall Staus! Ein anderes Problem stellen die Rasthöfe und Parkplätze
dar: Sie sind oft mit Lastwagen überbelegt, ihre Fahrer - überwiegend
Billiglöhner aus Osteuropa - leben quasi monatelang in ihren engen
Kabinen, auch wenn das offiziell verboten ist.
Frankreich
Längst haben die Autobahnen auch in Frankreich den
Nationalstraßen den
Rang abgelaufen, trotz nicht unerheblicher Mautgebühren, da privat
finanziert. Während es 1950 in Frankreich noch so gut wie keine
"autoroutes" gab, umfasste das Autobahnnetz in Deutschland zu diesem
Zeitpunkt bereits 2.128 km. Erst in den siebziger Jahren kam der
Autobahnbau in Frankreich richtig in Gang, heute sind es ca. 9.500
Autobahnkilometer. In Deutschland gab es 2012 ein Netz von 12.845 km.
Die "Route Nationale 7", in den fünfziger Jahren
besungen von Charles Trenet (1913
- 2001),
das war in Frankreich Jahrzehnte lang ein anderes Wort für Urlaub,
besonders für die riesige Menge Menschen, die im Großraum Paris lebten.
Das waren 2011
immerhin 12 Millionen! Im Süden findet man das wahre Licht.
Sonnengarantie und Urlaubssträume beflügeln die Franzosen von jeher, im
Ferienmonat August an die Mittelmeerküste zu fahren.
1936 bekamen die französischen Arbeiter das Recht auf bezahlten Urlaub.
Da wurde die "Route Nationale 7" zur Ferienstraße, die von Paris bis
zur
italienische Grenze führt. 2006 verlor die Straße von Paris an die Côte
d'Azur jedoch auf den meisten Streckenabschnitten ihren Status als
Nationalstraße. Der Staat hat seine
Rechte (und Unterhaltungspflichten) an der legendären "Route Nationale
7"
den Départements oder Kommunen übertragen, und die rot-weißen
Meilensteine, die roten
Quadrate aus Emaille mit der Inschrift »N7« über den Verkehrsschildern
verschwanden nach und nach. Hätten nicht einige geschichtsbewusste
Franzosen Vereine und Museen gegründet, die sich den Erhalt der
Erinnerung an den Mythos N7 auf ihre Fahnen geschrieben haben, wären
heute wohl alle Überbleibsel dieser Straße komplett verschwunden.
Von ihrer
Bedeutung
her muss die "Route Nationale 7" sicherlich im Zusammenhang mit anderen
berühmten
Fernstraßen der Welt genannt werden, z.B der fast 4000 km langen Route
66 von Chicago nach Santa Monica (Kalifornien), oder der Panamericana
von Alaska nach Feuerland, die die zwei amerikanischen Subkontinente
komplett durchläuft. In Frankreich verband die RN7 die zwei großen
Metropolen des Landes: Paris als Hauptstadt im Norden und Lyon, der
"heimlichen Hauptstadt" des Südens.
Heute gibt es regelmäßige Veranstaltungen, die an die
Bedeutung der historischen RN7 erinnern. In der 3150-Seelen-Gemeinde LAPALISSE
in der Auvergne z.B. wird seit 2006 in Zusammenarbeit mit dem bekannten
Zeichner und Buchautor Thierry Dubois alle zwei Jahre ein Verkehrsstau
mit
historischen Fahrzeugen inszeniert.
Viele haben bereits diese ca. 1000 km
lange Strecke
von Paris nach Menton in einem historischen Fahrzeug
zurückgelegt.
Im Sommer 2013, im Jahr des 50-jährigen Jubiläums
der deutsch-französischen Freundschaft, will auch ich es wagen. Mit
meiner 43 Jahre alten DS von
Citroën, Baujahr 1970, will ich die "Route Nationale 7" befahren und so
das Gefühl nachempfinden, das Generationen von Franzosen zur
Urlaubszeit auf dieser legendären Ferienstraße hatten. Mehr über meine
DSpécial von 1970 erfahren Sie hier: LINK
Geplanter Terminkalender
28. und 29. Juni 2013
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Anfahrt
von Norddeutschland über Holland und Belgien, 840 km bis Paris
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Sonntag 30.06.2013
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1.Etappe:
200 km von Paris, Kathédrale Notre-Dame, nach Pouilly-sur Loire
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Montag 01.07.2013
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2.Etappe 199 km
von Pouilly-sur-Loire nach
Roanne
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Dienstag
02.07.2013
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3.Etappe
224 km von Roanne nach Montélimar
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Mittwoch
03.07.2013
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4.Etappe
190 km von Montélimar nach St-Maximin-la-Ste-Baume
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Donnerstag
04.07.2013
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5.Etappe
190 km von St-Maximin-la-Ste-Baume nach Menton
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Freitag
05.07.2013
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Urlaub
in Menton und Umgebung
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Samstag
06.07.2013
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Rückreise
230 km von Menton nach Alessandria in Italien, dann weiter im
Autoreisezug bis nach Hamburg
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Im Forum des DS-Club Deutschland
schrieb ein User zur RN7:
ich habe als 20 jähriger
noch das Glück gehabt diese strasse "fast original" zu fahren.
autobahnen hat man als
entenjockey 81 in frankreich gemieden - als wir abends in valance
ankamen, stellten wir fest, dass die jugendherberge abgebrannt war -
wir sind dann (vier jungs, zwei autos, 1200käfer und ein 2cv4) einen
happen essen gegangen und sind die laue märznacht bis nach cassis am
mittelmeer durchgefahren ..
kein verkehr - keine
umgehungsstrassen - die RN7 hatte noch eine komplette platanenallee ..
so erinnere ich das - und in cassis war frühling.
die Frauen trugen nette
Sommerkleider
keine lila Latzhosen
so erinnere ich das ..
1963 -
2013:
50 Jahre
Élysée-Vertrag - 50 Jahre deutsch-französische Freundschaft
Am 22. Januar 1963 unterzeichneten der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische
Staatspräsidenten Charles de Gaulle
im Pariser Élysée-Palast den deutsch-französischen
Freundschaftsvertrag, der als Elysée-Vertrag
in die Geschichte einging. Für Jahrhunderte standen sich Deutschland
und Frankreich als Rivalen und Gegner gegenüber, sie bezeichneten sich
sogar gegenseitig als Erzfeinde. Die zwei Weltkriege, besonders aber
die Verbrechen Nazi-Deutschlands, waren furchtbare Tiefpunkte. Der
Vertragstext ist kurz und kompakt, sein Inhalt aber geradezu
revolutionär: Der Vertrag verpflichtet beide Regierungen zu
Konsultationen in allen wichtigen Fragen der Außen-, Sicherheits-,
Jugend- und Kulturpolitik, um „so weit wie möglich zu einer
gleichgerichteten Haltung“ zu gelangen.
Vertragsunterzeichnung
1963 im Élysée-Palast in Paris
Das Schicksal von Charles de Gaulle ist außerdem eng verbunden mit
einem historischen Automobil. Auf de Gaulle wurde am 22. August 1962
auf einer Kreuzung in Petit-Clamart bei Paris ein Attentat verübt.
Obwohl das Präsidentenfahrzeug, eine Citroën
DS,
von mehreren Kugeln getroffen wurde, blieben de Gaulle und seine Frau
unverletzt. Dies wird nicht zuletzt auf die besondere Technik der DS
zurück geführt, die es dem Fahrer ermöglichte, trotz eines
zerschossenen Hinterreifens mit hoher Geschwindigkeit weiterzufahren
und so zu entkommen. Das Attentat, das im Film "Der Schakal"
nachgestellt wurde, trug mit zum Mythos der DS bei.
Hier schließt sich der Kreis: Meine Reise auf der "Route Nationale 7"
soll nicht nur bewusst im Jahre 2013, dem 50.Jubiläumsjahr der
deutsch-französischen Freundschaft erfolgen, sondern auch in einer eben
solchen DS, die schon Charles de Gaulle das Leben rettete. 
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