Freitag halb zehn im norddeutschen Heidekreis,
mitten in Niedersachsen, zwischen Hamburg, Bremen und Hannover gelegen.
Nun soll es endlich losgehen. Mein Fotograf und mutiger
Reisebegleiter Karsten hat sich pünktlich eingefunden, sein Gepäck wird
verstaut, Platz haben wir ja genug! Noch eine Umarmung und ein
Abschiedskuss für meine Frau, dann beginnt mein Abenteuer "Mit der
'Göttin' auf den Spuren der legendären Ferienstraße Route Nationale 7
in Frankreich von Paris nach Menton."
Die Anfahrt durch Deutschland, Holland und Belgien am Freitag und
Samstag findet noch bei kühlem Wetter und
gelegentlichem Regen statt. Zunächst geht es auf Land- und
Bundesstraßen nach Westen. Auf solchen Strecken fühlt sich die "Reine
de la Route", die Königin der Landstraße, wie die DS seinerzeit oft
genannt wurde, besonders wohl. Sanft schaukelt sie ihre Passagiere
durch die Kurven und über so manche Unebenheiten. Dabei bleibt das
Motorgeräusch moderat. Erstaunlich, wie elastisch sich der
1,9-Liter-Motor mit seinen 78 PS gibt: Man kann ihn im vierten Gang problemlos zwischen 50 und 160
km/h betreiben. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 160
km/h habe allerdings noch nie getestet, habe dies auch nicht vor. Das
schnellste, was ich auf der Autobahn gefahren bin, waren 135, gemesen
mit GPS. Das Tacho zeigte dann schon stolze 160 an! Ab 120 wird's
allerdings laut und ich vermisse einen 5.Gang, den es für spätere
Baujahre gegen
Aufpreis gab. Auf der A31 geht's Richtung Süden, und zum Schluss wieder
auf die Bundesstraße, die B58. In Straelen, kurz vor Venlo, noch auf
der deutschen Seite, übernachten
wir in einem kleinen Landgasthof. Dann geht es über Holland und Belgien
weiter Richtung Frankreich. Noch in Belgien verlassen wir die Autobahn
wieder und fahren auf Landstraßen Richtung Route Nationale 2 (RN2) in
Frankreich. In Chimay,
einem belgischen Ort kurz vor der französischen Grenze,
stoßen wir unvermittelt auf eine Ansammlung alter VW-Modelle. Wir
machen Halt auf dem Marktplatz, wo einige Käfer, VW-Busse und ein
Karmann-Ghia parken. Auch ein heute ziemlich seltener VW 411 (gebaut
von 1968 - 1974, zuletzt als 412) taucht auf der Straße auf. Die
Fahrzeuge aus den verschiedensten Ländern sind offenbar fast alle mit
veränderten
(Sport-) Fahrwerken und getunten Motoren ausgerüstet, äußerlich aber
oft in rostigem
Zustand belassen ("rats"). Wie wir später erfahren, fand an diesem
Wochenende in Chimay das 5.
European-Bug-In
statt, ein VW-Treffen mit 2500 Teilnehmern vom akkurat restaurierten
Klassiker über Customs bis hin zu Exoten und jeder Menge "Rat Looks".
Man kann sich nur wundern, was der belgische TÜV so alles durchgehen
lässt. Während wir noch die "Ratten" bestaunen und
fotografieren, erscheint plötzlich eine Gruppe merkwürdig gekleideter
junger Frauen auf dem Marktplatz. Es handelt sich wohl um einen
Junggesellinnen-Abschied, bei dem die Frauen "ungewöhnliche" Dinge zum
Verkauf anbieten ;-)
Auf
der belgischen N99 geht es dann bis zur französischen Grenze, dort
weiter auf der
D3050, bis wir bei Vervins auf die Route Nationale 2 stoßen, der wir
dann nur noch
bis Paris-Pantin folgen müssen. Unterwegs machen wir ein Piquenique im
kleinen Dorf Lugny, ca. 160 km
vor Paris, wo sich gerade einige Leute zum Pétanque verabredet
hatten. Die DS wird natürlich gebührend bestaunt. Kurz vor Paris-Pantin
suchen wir
eine Tankstelle. Mein Blick fiel zufällig auf das Navi: Die Tankstelle
des Carréfour, das wir ansteuern, befindet sich tatsächlich am Boulevard
André Citroën!
Am Abend erkunden wir zu Fuß die nähere Umgebung des Hotels in
Pantin und stoßen dabei auf ein historisches Schwimmbad mit Wasserwerk,
erbaut 1937 vom Architekten Charles Auray,
und auf ein Museum, der "Galerie
Thaddaeus Ropac", leider geschlossen.
Schließlich kehren wir zum Dîner
in einem netten kleinen Restaurant in der Rue Victor Hugo ein,
gegenüber dem Centre National de la
Danse, unweit des Quai de l'Aisne.
Die untergehende Sonne beleuchtet stimmungsvoll die sandfarbenen
Häuserfassaden am Quai.
Etappe01
Die erste Etappe führt vom "Point Zero" vor der
Kathedrale
Notre-Dame in Paris nach Pouilly-sur Loire, bis zum Restaurant "Les 200
Bornes" bei Kilometerstein 200.
Orte, die passiert werden sollten:
Paris
Le Kremlin-Bicêtre
Villejuif
Chevilly-Larue
Thiais
Rungis
Orly (aéroport)
Paray-Vieille-Poste
Athis-Mons
Juvisy-sur-Orge
Viry-Châtillon
Grigny
Ris-Orangis
Evry-Petit-Bourg
Corbeil-Essonnes
Le-Plessis-Chenet (Coudray-Montceaux)
Ponthierry
Pringy
Chailly-en-Bière
Fontainebleau
Bourron-Marlotte (Pavé-du-Roi)
Grez-sur-Loing
Nemours
Souppes-sur-Loing
Dordives
Fontenay-sur-Loing
Montargis
Mormant-sur-Vernisson
La Commodité
Nogent-sur-Vernisson
Les Bézards
La Bussière
Briare
Bonny-sur-Loire
Neuvy-sur-Loire
La Celle-sur-Loire
Myennes
Cosne-Cours-sur-Loire
Maltaverne
Pouilly-sur-Loire
Kleine Animation zum
Verlauf der ersten Etappe:
Alle wichtigen Fernstraßen im zentralistischen
Frankreich sind vom "Point Zero",
dem "Nullpunkt" vor der Kathedrale
Notre Dame in Paris aus berechnet und nehmen theoretisch von
dort aus ihren Ursprung, so auch die RN7.
Eigentlich wollte ich meine DS direkt neben diesem
"Point Zero" fotografieren.
Ich schrieb also an die Polizeipräfektur in Paris, die dafür zuständig
ist, um eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken. Ich bekam tatsächlich
kurzfristig eine Antwort, sehr nett aber abschlägig, weil ausgerechnet
in diesem Jahr Notre Dame seine 850 Jahr Feier begeht und dazu auf dem
Platz vor der Kathedrale eine riesige Zuschauertribüne
errichtet wurde, genau über dem "Point Zero". Eigentlich war ich schon
von meiner Schwägerin vorgewarnt worden, die Ende Januar Paris besuchte
und mir sagte: "Du, die bauen da irgend etwas Großes vor Notre Dame
auf." Jetzt weiß ich, was es war! So ein Pech.
Das wollte ich eigentlich besichtigen: "Musée de la
Nationale 7" in Montargis.
Link:musée de la Nationale 7
7.45 Uhr. Guten Morgen, Paris! Am Sonntagmorgen ist um diese Zeit noch
nicht viel los. "Paris s'éveille" - Paris erwacht, wie es in einem
Chanson von Jacques
Dutronc
(1968) heißt. Der Montmartre mit seiner Basilika Sacré-Cœur, Hügel der
Künstler und der Touristen, blickt stumm zwischen den Hochhäusern zu
uns herüber. Die Avenue des Champs-Élysées,
umgangssprachlich auch kurz "Les Champs" genannt, Prachtstraße von
Paris, Frankreichs Flaniermeile und Schauplatz zahlloser
Militärparaden, dort wo die Präsidenten aus ihren Staatskarossen den
Leuten zuwinken - sie liegt heute Morgen ganz ruhig da, wirkt
verlassen. Fast zwei Kilometer ist sie lang, diese Avenue, und 70 Meter
breit, mit fünf Fahrspuren in jeder Richtung und überbreiten Trottoirs.
Beeindruckend! Die feierlichsten staatlichen Zeremonien Frankreichs
finden hier statt, sie enden meist am Arc de Triomphe, einem der vielen Wahrzeichen von
Paris. Dann ist die Strecke zwischen dem Place de la Concorde und dem Place Charles-de-Gaulle mit
zahlreichen Flaggen und Fähnchen geschmückt und quillt über von all den
Schaulustigen.
Heute aber liegt eine ruhige, friedliche Morgenstimmung über "Les
Champs". Das Wetter ist nach einer langen, viel zu kühlen Periode im
Juni, endlich wieder trocken und sonnig. Es wurde genau an dem Tag
schön als wir nach Frankreich kamen, wenn das kein Zeichen ist!
Nur wenige Touristen sind schon jetzt unterwegs, die Geschäfte und
Cafés haben
noch nicht geöffnet. Zahlreiche Autohersteller wie Renault,
Peugeot-Citroën, Mercedes oder Toyota, haben sich schicke
Verkaufsräume, sogenannte "Showrooms", auf Europas bekanntester
Prachtmeile eingerichtet, die aber um diese Uhrzeit alle noch
geschlossen sind. Auch der Volkswagenkonzern plant sich hier zu
präsentieren, und das in Zeiten schwächelnder Autokonjunktur in
Frankreich. Verständlich, dass manche Franzosen davon nicht gerade
begeistert sind! Ein "Stich ins Herz der Franzosen" titelte die BILD.
Vor dem Citroën-Showroom, Champs Elysée Hausnummer 42 - bei Kennern
deshalb auch kurz
"C42" genannt, tut sich etwas. Ein Citroën CX, von 1974 bis 1991 als
Nachfolger der legendären DS produziert, genauer gesagt ein
silbergrauer CX 25
GTi TURBO, steht mit eingeschalteter Warnblinkanlage und offener
Motorhaube im Halteverbot vor
dem C42 und simuliert eine Panne. Der Beifahrer springt mit einer
Digitalkamera auf dem Trottoir herum und macht Fotos vom
Citroën-Showroom. Es ist unsere Verabredung, unser Begrüßungskomitee vom Forum
Autodejavel
(ADJ), einem Internetforum für Liebhaber historischer Citroën-Modelle,
Fred und Olivier.
Ich hatte mich im Oktober 2011 in diesem Forum eingeschrieben und dort
schnell nette Leute kennengelernt. Fred besuchte mich sogar in
Deutschland, zusammen mit seiner Frau im
Dezember 2012. Im September 2012 hatte ich zum ersten Mal meine Ideen
von einer Reise mit meiner DS auf den
Spuren der alten Route Nationale 7 vorgestellt. Ich erhielt sehr
viel positives Feedback, viele Mitglieder des Forums waren begeistert
und wollten sich auf die eine oder andere Art an dem Projekt
beteiligen. Auf dieser Reise wollte ich einige persönlich kennenlernen.
Es dauert nicht lange, da erscheint die Pariser Polizei mit einem
Streifenwagen, noch bevor wir Fotos von der DS
machen können. Fred gibt ein paar erklärende Worte zu meinem Projekt ab
und betont, dass ich extra den weiten Weg aus Deutschland hierher
gemacht hätte, für die Fotos vor dem Citroën Showroom. Die "Flics" sind
kooperativ und zeigen sich sehr verständnisvoll. Sie erlauben mir, mit
meiner DS auf den Gehweg vor den Showroom zu fahren und dort einige
Aufnahmen zu machen, auch wenn sie die ganze Aktion ständig überwachen,
damit wir nicht zu lange bleiben.
Wir haben an diesem Tag noch viel vor, also geht es bald weiter,
zunächst zum Arc de Triomphe,
ein Stück den Champs Elysée hinunter. Ein offensichtlich betrunkener
Jugendlicher ( 8 Uhr morgens!) mit einer Schnapsflasche in der Hand
erblickt meine Deutschlandflagge am Auto, zeigt den Mittelfinger hoch
und gröhlt "Heil Hitler". Dies blieb zum Glück unsere
einzige negative Erfahrung auf unserer 2500 km langen Reise. Am Arc de
Triomphe drehen wir mit CX und DS ein paar Runden "just for fun" durch
den mehrspurigen Kreisverkehr, immer um den Triumphbogen herum. Am
Sonntagmorgen kein Problem, im Berufsverkehr undenkbar! Jetzt sollte es
eigentlich zur Kathedrale Notre Dame de Paris gehen, zum Ausgangspunkt
der Route Nationale 7 beim Point Zero. Aber der CX von Fred biegt
kurz
vor Notre Dame rechts in eine Seitenstraße ein. Wir halten vor einem
kleinen Café. Fred erklärt mir, dass er am Vortag noch mit dem
Priester
von Notre Dame gesprochen hätte. Wegen der 850-Jahr-Feier und eines
Gottesdienstes sei es nach dessen Aussage ausgeschlossen, den Platz vor
der Kathedrale am Sonntagmorgen zu befahren. Außerdem befände sich dort
auch noch die riesige Zuschauertribüne. Olivier macht sich zu Fuß auf
den Weg um die Lage vorort zu erkunden. Nach kurzer Zeit kehrt er
zurück und gibt grünes Licht für einen Versuch, den Vorplatz zu
"entern".
Voilà! Geht doch! Da ist sie also, die weltberühmte Kathedrale Notre Dame,
eines der Wahrzeichen von Paris. Leider ist der Point Zero, wie
erwartet, von der Tribüne auf dem Vorplatz überbaut, also davon kein
Foto! Zwischen Tribüne und Kathedrale ist aber reichlich Platz. Eine
große Gruppe Fahrradtouristen, offenbar eine geführte Tour, belagert
zusammen mit anderen den Vorplatz und die Tribüne, von der man einen
guten Ausblick auf Notre Dame hat. Ich fahre einfach vor, auch wenn ich
mit einem Auge immer im Rückspiegel nach der Polizei Ausschau
halte. Einer der Radfahrer kommt auf mich zu und fragt augenzwinkernd,
ob ich nicht die DS gegen sein Fahrrad tauschen will. Ha ha, ich nehme
es als Kompliment für meine Göttin, denn so war es offensichtlich auch
gemeint. Zu meiner Verwunderung habe ich an diesem Morgen nicht den
einzigen Oldtimer, der hier fotografiert werden
soll. Ein 1972er Mercedes 200/8 taucht unvermittelt auf, ein Münchner
Künstler hatte ihn 2005 zum Kunstwerk umdekoriert: "Auf der
Karosserie des Oldtimers kleben 35 000 Gummibären, die nur durch einen
Lack geschützt sind. Die über tausend verschiedenfarbigen Quadrate
unterliegen einer symmetrischen Anordnung. Alle sind in wiederkehrender
Farbreihenfolge über den Mercedes verteilt," schreibt der Künstler
auf seiner Homepage.
Karsten und Olivier machen viele Fotos. Alles gut gegangen. Jetzt erst
einmal einen Kaffee trinken. Wir lassen uns bei den angenehmen
Temperaturen, die in Paris an diesem Morgen herrschen, an den Tischen
eines Straßencafés in Sichtweite von Notre Dame nieder. Ein weiteres
Forumsmitglied soll in Paris noch abgeholt werden: Roger und sein
hellblauer Break von 1973 (ID20F) . Für die 7 km dorthin brauchen wir
etwa 20 min.
Der CX von Fred wird bei Jean-Pierre abgestellt, den Rest der Etappe
bis "Les 200 Bornes" wollen die französischen Freunde im Break fahren.
Mein Fotograf Karsten wechselt mutig auch ins andere Fahrzeug, obwohl
er nur sehr wenig Französisch spricht. So kann er aber auch
während der Fahrt von meiner DS Fotos machen. Olivier setzt sich dafür
zu mir auf den Beifahrersitz und schon geht es weiter. Bereits 9.30
Uhr, Gérard wartet am nächsten Treffpunkt und für 14 Uhr ist ein Tisch
im "Les 200 Bornes" bestellt! Also kann ich in Paris selbst kaum noch
nach Spuren der alten RN7 suchen. Dabei hätte ich z.B. noch gern den Wegweiser
"Porte d'Italie" fotografiert. Zunächst fahren wir auf der
Schnellstraße aus Paris heraus und kommen, wieder auf der RN7, nach Corbeil-Essonnes. Hier steht in der
Ortsmitte ein gut erhaltener
antiker Meilenstein aus gallo-romanischer Zeit.
Nächste Station: Fontainebleau.
Den Verkehrskreisel, den Rond-Point, am Ortseingang ziert ein
monumentaler Obelisk. Erwurdeim Jahre
1786vondeCheyssac zu EhrenvonMarie-Antoinette
errichtet.
Kurz dahinter wartet bereits seit Stunden Guillaume mit seiner 73er
DSpécial auf uns. Er steht auf dem Parkstreifen der hier vierspurig
verlaufenden D607 in Richtung Nemours. Zum fröhlichen Bonjour mit
Smalltalk wird natürlich ein Café gereicht und Minaralwasser, je nach
Gusto. Natürlich müssen alle Fahrzeuge ausgiebig besichtigt und
diskutiert werden, besonders der jeweilige Motorraum. Mit drei
Fahrzeugen setzen wir nun unsere Reise fort. Kurz vor Nemours treffen
wir zum ersten Mal auf eine Platanenallee, die früher so typisch für
den Verlauf der RN7 war. Das "Musée de la Nationale 7"
am Ortsausgang von Montargis
lassen wir links liegen, keine Zeit diesmal dafür. Unterwegs überholen
wir einen roten doppelstöckigen London-Bus, der mit Tempo 60 ebenfalls
in Richtung Süden unterwegs ist. Wo der wohl hin will? Inzwischen ist
es 13 Uhr und nicht mehr weit bis zu unserem Etappenziel "Les 200
Bornes" in Pouilly-sur-Loire. Erste Weinberge tauchen am Wegesrand auf
und der Blick öffnet sich zu einem malerischen Ausblick auf die weite,
hügelige und grüne Landschaft des Loiretales. Immer wieder verläuft die
Strecke parallel zur Autobahn A77, der "Autoroute de l'Arbre", wie sie
hier genannt wird. Seit einiger Zeit verfolgt uns ein Auto, obwohl wir
auf ziemlich verschlungenen, schmalen Nebenstraßen unterwegs sind, z.T.
quer durch die Felder. Ist das etwa der Geheimdienst? Olivier und ich
machen Witze darüber. Als der Wagen in Pouilly ebenfalls zu unserem
Restaurant einbiegt und neben uns parkt, lüftet sich das Geheimnis: Es
sind Patrick und seine Frau, die uns beim "Les 200 Bornes" treffen
wollten. Patrick ist ebenfalls Mitglied im Forum ADJ und normalerweise
in einem himmelblauen Simca Aronde P-60 aus dem Jahre 1960 unterwegs.
Leider stand der Simca an diesem Tage nicht zur Verfügung, so dass
Patrick sein Alltagsauto nehmen musste.
Hier ein Video vom Restaurant "Les 200 Bornes" bei
Kilometerstein 200:
Es hat viel nostalgisches Flair, dieses Restaurant "Les 200 Bornes",
beim alten Kilometerstein 200 der RN7, gemessen von Paris aus. Hier
machten die Urlauber aus dem Großraum Paris in den fünfziger und
sechziger Jahren gern Station auf ihrem Weg in den Süden. Wer mit einem
Kleinwagen, z.B. einem Renault 4CV oder einer 2CV Ente, unterwegs war,
hatte bis dahin schon mehrere Stunden Autofahrt hinter sich. Früher gab
es auch bei Kilometer 100 ein Restaurant, das ist aber inzwischen
verschwunden und einem Supermarkt gewichen. Die
alten roten Zapfsäulen der Tankstelle stehen immer noch als Deko vor
der Terrasse, natürlich wird der Preis in Francs ausgewiesen. Leider
ist die Gemischsäule für die Zweitakter inwzischen stark beschädigt.
Eine moderne Tankstelle, etwas seitlich ausgelagert, gehört ebenso zum
Relais wie ein kleines Hotel. In letzter Zeit besuchen immer mehr
Oldtimer-Touristen diesen Ort und machen ihn zum Treffpunkt ihrer
Ausfahrten. Das ist wohl auch ein Grund, warum dieses Restaurant sich
hier immer noch halten kann. Die einfachen Plastiktische und -stühle
auf der Restaurantterrasse
werden zusammengeschoben und unsere Gruppe, die inzwischen auf acht
Personen angewachsen ist, nimmt Platz. Viel Auswahl gibt es zwar nicht
auf der Speisekarte, aber das Essen ist gut und preisgünstig. Die Zeit
vergeht wie im Fluge, obwohl das Gespräch neben Französisch auch auf
Englisch oder mit Zeichensprache geführt werden muss.
Gerade hatte man beschlossen die drei DS-Modelle noch einmal
repräsentativ zum Foto vor den alten Zapfsäulen aufzustellen, da biegt
eine weitere Göttin auf den Parkplatz ein. Niemand kennt das Fahrzeug.
Ein älteres Ehepaar steigt aus der sehr gepflegten DSuper 5 mit einer
braun-metallicfarbenen Lackierung. Der Besitzer hatte im Vorbeifahren
zufällig die parkenden DS gesehen und war spontan zu uns abgebogen. Der
Monsieur hatte über 40 Jahre bei Citroën am Fließband gearbeitet und
dort auch DS-Modelle zusammengebaut. Im Ruhestand hatte er sich seine
DSuper 5 restauriert. Natürlich war alles in tadellosem Zustand und
sehr sauber. Beim obligatorischen Blick unter die Motorhaube meiner
DSpécial bemerkte der Fachmann natürlich sofort einige nicht originale
Schrauben. ;-) Durch diesen "Zuwachs" konnten wir nun also vier
Göttinnen vor "Les 200 Bornes" zum Fotoshooting aufbauen, meine
natürlich ganz vorne. Die Freunde verabschieden sich, sie werden wegen
starkem Verkehrsaufkommen noch vier Stunden über die Autobahn zurück
nach Paris brauchen, aber das wissen sie noch nicht. Wir jedenfalls
suchen unser nettes kleines Hotel "Le Relais de Pouilly" auf, malerisch
auf einem parkähnlichen Grundstück gelegen. Das Navi schickt uns zwar
zuerst in die falsche Richtung, aber der Ort ist so klein, dass wir das
Hotel trotzdem finden. Auch dort werden wir von einem netten
niederländischen Ehepaar sofort auf die DS angesprochen und erzählen
von unserer Reise. Am Abend suchen wir uns noch ein nettes Plätzchen am
Ufer der nahen Loire, die hier breit und gemächlich dahinfließt. Wir
bauen uns den kleinen Campingtisch und die Stühle auf und geniessen den
Sonnenuntergang bei einem Gläschen Rotwein aus Fitou, Baguette und
Käse. Ein erlebnisreicher, erfolgreicher Tag der ersten Etappe geht
zuende. So kann es gern weiter gehen! Zufrieden fallen wir im Hotel in
unsere Betten, nicht ohne zuvor noch schnell einige Bilder vom Tage ins
ADJ-Forum gepostet zu haben.